Historische Rechentechnik - Lochkarte
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Lochkarte

Geschichte

Lochkarten wurden schon Anfang des 18. Jahrhunderts benutzt. Ihre Rechtfertigung lag darin, häufige Prozesse durch eine einmalige Beschreibung immer wieder ablaufen lassen zu können. Früher wurden Lochkarten für Webstühle benutzt und heute noch für Drehorgeln. Ihr Aufbau variierte dabei gelegentlich: mal aus Papier, mal aus Holzplättchen.
Der Ursprung der Lochkarten sind alte Spieldosen, die eine Walze mit unregelmäßig angeordneten Erhebungen inne hatten. Ihren Durchbruch verdankten sie ihrer Wirtschaftlichkeit im Gegensatz zu Stiftwalzen oder ähnlichen Geräten. So konnten Codes bzw. Programme schnell und einfach reproduziert werden.

Rohmaterial für Lochstreifen

1833 wurden die ersten Rechenmaschinen durch Lochkarten gesteuert. Im Jahre 1890 wurde mit Hilfe der Lochkarte eine Volkszählung in den USA durchgeführt. Dies geschah mit einer Maschine, die von dem Deutsch–Amerikaner Herman Hollerith geschaffen wurde, dank welcher die Auswertungsdauer von rund sieben Jahren auf nur vier Wochen verkürzt werden konnte. Daraufhin wurden die Lochkarten auch für andere Datenauswertungen eingesetzt — vor allem bei riesigen Datenmengen.

ungestanzte Lochkarte


1928 wurde ein Standardformat eingeführt in der Größe einer 1–Dollar–Note. 1931 führte IBM den Multiplizierer IBM 600 ein — eine Maschine, die extern durch eine Schalttafel programmiert wurde.

1941 wurde der Z3 von Konrad Zuse mit Lochstreifencode fertiggestellt — der erste elektrische Computer. Der 1944 von Howard Aiken gebaute MARK–I wurde ebenfalls über Lochstreifen betrieben. Bei IBM wird 1949 die Schalttafelprogrammierung durch Lochkartenprogrammierung abgelöst. In den 1980ern schließlich verdrängten magnetische und optische Datenträger die Lochkarte. Laut IBM hat die Lochkarte aber einige Vorteile gegenüber modernen Massenspeichern:

  1. Lochkarten sind nicht nur maschinell, sondern auch visuell vom Menschen lesbar.
  2. Bei Lochkarten übersteigt das Signal–Störverhältnis den Wert von 106.

Inzwischen hat IBM die Lochkarte wieder eingeführt, denn mit modernen Verfahren lassen sich auf diesen mechanischen Datenträgern mehr Informationen speichern als auf magnetischen. Auf einen Quadratzoll Lochkarte passt ein Terabit an Information. Die einzelnen Bits haben dabei eine räumliche Ausdehnung im Nanometerbereich. Ein großer Vorteil gegenüber den ursprünglichen Papierkarten liegt darin, dass diese neuen Kunststoffkarten wiederbeschreibbar sind. Die Technologie steckt noch in den Kinderschuhen.